25 Jahre nach dem ersten Teil von Outcast kommt die lang erwartete Fortsetzung. Outcast 2 – A New Beginning ist seit dem 15. März 2024 für PC, PlayStation 5 und Xbox erhältlich. Der technologische Sprung ist damit natürlich immens. Dennoch gibt es auch berechtigte Kritik am neuen Titel des Entwicklerstudios Appeal.
Auf Metacritic kann Outcast 2 mit 69 von 100 Punkten von der Presse und einer Nutzerwertung von 6,4 von 10 nur mäßig überzeugen. Mittelmaß gibt es allerdings kaum, denn nur 17% der Spieler vergeben eine durchschnittliche Wertung. Alle anderen teilen sich in begeisterte und enttäuschte Spieler. Auf Steam hingegen würden immerhin 82 Prozent der knapp 300 Rezensenten das Spiel weiterempfehlen. Die häufigsten Kritikpunkte sind die Dialoge und die Story. Für wen Outcast 2 interessant ist und welche nützlichen Tipps euch beim Start in das neue Abenteuer helfen können, erfahrt ihr hier im Test.
Euer Jetpack erleichtert euch die Fortbewegung im Spiel enorm und kann über einen eigenen Talentbaum neue Fähigkeiten freischalten.
Die Story von Outcast 2 – A New Beginning
In Outcast 2 schlüpft man wieder in die Rolle von Cutter Slade. Mit leichten Gedächtnislücken kommt er auf dem Planeten Adelpha an, der von den Talanern bewohnt wird. Doch gerade am Anfang stehen die meisten euch eher skeptisch gegenüber, während Lehaz euch für den legendären Ulukaï, den Retter der Welt, hält. Auch die Yods, die Götter der Talaner, sprechen in Visionen zu euch und warnen euch vor den Invasoren. Das sind die Menschen, die den Planeten ausbeuten und die Talaner töten und versklaven. Vor allem der Abbau von Helidium führt zu einer Abwehrreaktion des Planeten. Es bilden sich Gorks, also Pflanzen mit einem roten Auswuchs, die den Planeten verteidigen sollen. Dadurch mutieren auch sonst friedliche Tiere zu einer aggressiven Bedrohung. Um Adelpha zu retten, müsst ihr zunächst das Vertrauen der sechs Dörfer gewinnen.
Als Vertrauensbeweis und Anerkennung eurer Leistungen für das Dorf erhaltet ihr jeweils einen Daromôn. Um diesen zu erhalten, müsst ihr alle verfügbaren Quests des jeweiligen Dorfes abschließen. Dabei könnt ihr jedoch nicht Dorf für Dorf angehen. Die Quests sind alle miteinander verknüpft, so dass ihr erst euren Questfortschritt in einem anderen Dorf erhöhen müsst. Zum Beispiel braucht ein Dorf Pilam – ein alkoholisches Getränk – um sich bei Laune zu halten. Dafür müsst ihr wiederum fast alle Quests in Bidaa erfolgreich abschließen, damit der Pilam-Brauer eine Lieferung ins Nachbardorf schicken kann. Diese Vernetzung sorgt dafür, dass ihr immer wieder neue Orte besuchen könnt und euch eure Umgebung nicht zu schnell langweilt. Leider beschränken sich einige Quests darauf, mehrmals für ein kurzes Gespräch zwischen den Dörfern hin und her zu reisen. Das wiederum langweilt manche Spieler und wirkt wenig kreativ.
Die vielen eigenen Begriffe der Talaner sind zunächst etwas verwirrend. Zum Glück sind die Fremdwörter farbig unterlegt und man kann sich direkt das Glossar mit der Kurzbeschreibung anzeigen lassen.
In Outcast 2 gibt es viel zu tun
Der Anfang gestaltet sich etwas schwierig. Man wird nicht nur mit einer Fülle von Dialogen überhäuft, sondern auch gleich zu Beginn mit vielen Wortneuschöpfungen der talanischen Sprache konfrontiert. Das kann anfangs sehr verwirrend sein. Hilfreich ist hier das Glossar, das ihr auch während eines Dialogs aufrufen könnt, sobald ein unbekannter Begriff auftaucht. Sobald ihr dann nach gut einer Stunde Spielzeit „von der Leine gelassen“ werdet, könnt ihr euch munter in die offene Welt stürzen. Auch wenn die Karte auf den ersten Blick nicht überwältigend groß erscheint, so geht sie doch weit in die Vertikale. Dadurch ist es manchmal etwas schwieriger, bestimmte Aktivitäten in der offenen Welt zu finden. Diese können in einem Tal versteckt sein oder auf dem Gipfel eines Berges, den man erst erklimmen muss. Insgesamt gibt es über 160 solcher Aktivitäten in Adelpha.
Ab und zu stecken noch Gegner im Boden oder in den Wänden.
Auf der Karte findet ihr insgesamt 43 Gork-Ausbrüche, bei denen ihr alle Nester und Gegner vernichten müsst, damit die Verderbnis verschwindet. Als Belohnung erhaltet ihr einen Gork, den ihr im ersten Dorf Emea bei einem Talaner namens „Der Gork“ gegen 75 Zorkins – die Währung auf Adelpha – eintauschen könnt. Unter den insgesamt 30 Außenposten gibt es kleine, relativ unspektakuläre Türme, aber auch große Basen, deren Reaktorkern es zu zerstören gilt. Dazu müsst ihr mehrere Hebel umlegen und euch durch die Gegnerhorden hindurch schießen. Als Belohnung erhaltet ihr zwei Makro-Zellen und 50 Nano-Zellen, die ihr benötigt, um eure Waffenmodifikationen zu verbessern und eure Kampftalente freizuschalten. Deutlich weniger Action gibt es bei den Fandazma-Schreinen. Folgt hier einer orangefarbenen Leuchtspur. Gelingt es euch, den Schrein vor Ablauf der Zeit zu erreichen, erhöht sich eure Gesundheit dauerhaft.
Die Daokas sind eure Schnellreisepunkte auf Adelpha.
Eine atmosphärische offene Welt
Die insgesamt 50 Orym-Spuren erinnern ein wenig an Jump’n’Run-Spiele. Ihr müsst einen Parkour absolvieren und dabei grüne Leuchtkugeln einsammeln. Ein Zeitlimit gibt es nicht und solange ihr nicht zu weit vom Weg abkommt, könnt ihr die Herausforderung meistern. Auch wenn euch öfters angezeigt wird, dass euch eine Fähigkeit zum Abschließen fehlt, versucht es einfach trotzdem. Mit nur einem zusätzlichen Boost und der Gleitfähigkeit eures Jetpacks könnt ihr 90 Prozent ohne größere Schwierigkeiten schaffen. Am Ende warten 15 blaue Helidium auf euch, mit denen ihr euer Jetpack weiter verbessern könnt. Die 25 Daokas sind eure Schnellreisepunkte in Outcast 2. Diese müsst ihr wie gewohnt erst finden und freischalten. Die Fortbewegung ist dank der vielen Schnellreisepunkte und eures Jetpacks sehr komfortabel. Auch wenn das Spiel genügend potentielle Reit- und Flugtiere gehabt hätte, ist euer Jetpack ausreichend.
Grafisch kann sich Outcast 2 durchaus sehen lassen. Hohe Farbsättigung und Weitsicht sorgen für ein rundum schönes und atmosphärisches Bild. Auch wenn Spiele wie Avatar: Frontiers of Pandora bereits bewiesen haben, dass auch schöne offene Spielwelten flüssig dargestellt werden können: Die Welt von Adelpha muss sich nicht verstecken. Auch die Talaner sind grafisch gut gelungen und die Einrichtung der Hütten ist recht detailliert. Einen guten Eindruck hinterlassen auch die realistische Mimik und Gestik in den Dialogen und die weitgehend lippensynchrone deutsche Vertonung. Lediglich Cutter Slade steht in den meisten Dialogen wie angewurzelt herum und bewegt außer seinem Kopf nichts. Die musikalische Untermalung ist jedoch das absolute Highlight von Outcast 2. Teilweise erinnern einige Stücke an Star Wars und verleihen der Welt im Paralleluniversum direkt eine sehr epische Note.
In den Tempeln müssen drei Parcours absolviert werden, um die Herausforderung zu bestehen.
Steuerungs-Fix für das Nom-Nom-Rennen
Das hochgelegene Dorf Desan stellt euch wie gewohnt einige Aufgaben, um die Gunst des Dorfes zu gewinnen. Um wirklich alle Aufgaben des Quest-Protokolls zu erfüllen, müsst ihr ein Nom-Nom-Rennen gewinnen. Es reicht zwar auch, das Bronze-Rennen zu gewinnen, aber selbst das ist aufgrund der schwierigen Steuerung alles andere als einfach. Mit Maus und Tastatur steuert man die eine Seite mit W und D, die andere mit O und K. Durch Hoch- und Runterziehen der Leinen auf einer Seite lenkt man den Gleiter. Selbst mit einem Controller ist das eine Tortur. Was sicher als immersive Idee gedacht war, entpuppt sich als wenig intuitiv. Zum Glück gibt es für den PC einen Workaround, der die Steuerung verbessert.
Folgt dazu zunächst diesem Pfad:
C:\Users\[Nutzer]\AppData\Local\O2\Saved\Config\WindowsNoEditor
Dort befindet sich die Datei Input.ini. Öffnet dann diese mit dem Notepad und fügt am Ende folgenden Code ein. Lasst dabei auch keine Zeile frei.
AxisMappings=(AxisName=“AimPower“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_LeftTriggerAxis)
AxisMappings=(AxisName=“AimPowerRate“,Scale=1.000000,Key=MouseWheelAxis)
AxisMappings=(AxisName=“LeftThumbstick2DAxis“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_Left2D)
AxisMappings=(AxisName=“LeftThumbstick2DAxis“,Scale=1.000000,Key=Mouse2D)
AxisMappings=(AxisName=“LookUp“,Scale=-1.000000,Key=MouseY)
AxisMappings=(AxisName=“LookUpRate“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_RightY)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryX“,Scale=-1.000000,Key=A)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryX“,Scale=1.000000,Key=D)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryX“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_LeftX)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryX“,Scale=-1.000000,Key=Left)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryX“,Scale=1.000000,Key=Right)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryY“,Scale=-1.000000,Key=Down)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryY“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_LeftY)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryY“,Scale=-1.000000,Key=S)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryY“,Scale=1.000000,Key=Up)
AxisMappings=(AxisName=“MenuAxisPrimaryY“,Scale=1.000000,Key=W)
AxisMappings=(AxisName=“MenuSelectionXAxis“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_LeftX)
AxisMappings=(AxisName=“MoveForward“,Scale=-1.000000,Key=S)
AxisMappings=(AxisName=“MoveForward“,Scale=1.000000,Key=W)
AxisMappings=(AxisName=“MoveRight“,Scale=-1.000000,Key=A)
AxisMappings=(AxisName=“MoveRight“,Scale=1.000000,Key=D)
AxisMappings=(AxisName=“OrusSwitchPowers“,Scale=1.000000,Key=MouseWheelAxis)
AxisMappings=(AxisName=“RaceHorizontal_Keyboard“,Scale=-1.150000,Key=A)
AxisMappings=(AxisName=“RaceHorizontal_Keyboard“,Scale=1.150000,Key=D)
AxisMappings=(AxisName=“RaceVertical_Keyboard“,Scale=1.000000,Key=W)
AxisMappings=(AxisName=“RaceVertical_Keyboard“,Scale=-1.000000,Key=S)
AxisMappings=(AxisName=“RightThumbstick2DAxis“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_Right2D)
AxisMappings=(AxisName=“SMZoomAxis“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_RightY)
AxisMappings=(AxisName=“SMZoomAxis“,Scale=-1.000000,Key=MouseWheelAxis)
AxisMappings=(AxisName=“SupportSelectionX“,Scale=-1.000000,Key=Gamepad_DPad_Left)
AxisMappings=(AxisName=“SupportSelectionX“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_DPad_Right)
AxisMappings=(AxisName=“SupportSelectionY“,Scale=-1.000000,Key=Gamepad_DPad_Down)
AxisMappings=(AxisName=“SupportSelectionY“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_DPad_Up)
AxisMappings=(AxisName=“Turn“,Scale=1.000000,Key=MouseX)
AxisMappings=(AxisName=“TurnRate“,Scale=1.000000,Key=Gamepad_RightX)
Speichert die Datei ab und startet Outcast 2 erneut. Jetzt könnt ihr wie gewohnt mit W, A, S, D steuern und eurem Sieg steht nichts mehr im Wege.
Das Quest-Protokoll zeigt die Vernetzung der einzelnen Dorf-Quests untereinander.
Fazit zu Outcast 2 – A New Beginning
Der spielerische und grafische Sprung dürfte viele Spieler des vor 25 Jahren erschienenen ersten Teils von Outcast begeistern. Die großen Highlights in der Story bleiben hingegen aus, auch wenn das Quest-Protokoll eine clevere Alternative zum langweiligen Questlog darstellt. Die Nebenbeschäftigungen sind anfangs eine wirklich nette Abwechslung, verkommen aber aufgrund der Menge irgendwann zur Beschäftigungstherapie. Dennoch hinterlässt die Welt von Adelpha beim Durchstreifen eine angenehme Atmosphäre. Auch die vielen schrulligen Talaner und viel Humor machen einen ganz eigenen Charme aus. Die vielen talanischen Begriffe sind zwar anfangs verwirrend, sorgen aber auch für mehr Immersion, so als würde man tatsächlich auf einem neuen Planeten auf eine ganz neue Spezies treffen. Mit etwa 30 Stunden Spielzeit für die Story und weiteren 20 Stunden für die Nebenaktivitäten haben Fans der Serie eine tolle Möglichkeit, Outcast noch einmal ganz neu zu entdecken.
Transparenzhinweis: Das PC-Spiel „Outcast – A New Beginning“ wurde für diesen Test kostenlos von THQ Nordic zur Verfügung gestellt.
Editorial Score:
Based on 5 categories.
7.4
Testurteil: Outcast 2 - A New Beginning
Outcast 2 ist ein würdiger und zeitgemäßer Nachfolger, der allerdings die großen Highlights der Story vermissen lässt.
Präsentation7
Spieldesign6
Atmosphäre/Story7
Balance9
Umfang8
PROS
- humorvolle Dialoge
- viele Waffen-Modifikationen
- atmosphärische offene Welt
- abwechslungsreiche Missionen
- tolle musikalische Untermalung
- komfortable Reisemöglichkeiten
- zwei umfangreiche Talentbäume
- viele Parkour-Herausforderungen
CONS
- einige Clipping-Fehler
- geringe Waffenvielfalt
- Nom-Nom-Flugsteuerung
- verwirrende Talaner-Sprache
- komplizierte Tastenbelegung
- mit DirectX 11 recht ruckelig